Lotte - auf einem anderen Stern !

Lotte kam als etwa sechs Monate alter Junghund in meine Hände. Im Tierheim einer großen Stadt, welches zwar ein Heim, aber doch nie ein Zuhause sein kann, sagte man mir, dass es ein Schäfer/Setter Mischling wäre und er sich als Wachhund später gut  eigenen würde. Lotte wurde es nie. Wenn ich heute so zurück denke, sie ließ sich  liebevoll kraulen, von jedem, der sich traute sie anzufassen. Nachts hat sie zwar aufgepasst und angeschlagen, aber das Schild „Vorsicht Wachhund“ reizte sie wohl jedes Mal innerlich zu einem Lächeln, sofern solche Kobolde das können.

Nachdem Lotte sich  eingelebt hatte, dass Grundstück vollständig eingezäunt war und eine Nachbarin ab und zu nach ihr sah, fing sie an, in meiner Abwesenheit das Gelände zu erkunden. Unter einer Reihe Tannen, die das Grundstück umsäumten, buddelte Lotte ein tiefes Loch. Im Sommer genoss sie dieses kühle Loch unter den Tannen, während ihr das Harz ins Fell tropfe.

Ein anders mal versuchte sie ihre Hundehütte zu zerkleinern und hatte Spaß daran, das ganze Dämm-Material auf der Wiese zu verteilen. Gern lag sie auf der großen Wiese und ließ sich einregnen. Ein erstaunlicher Hund und immer zu  Späßen aufgelegt.

Egal welches Wetter auch herrschte, ob es regnete, ob ein Gewitter nieder ging, ob Schnee lag  oder ob es warm war, meistens war sie draußen. Zwischendurch kam sie oft in Haus, was ihr nie verwehrt wurde. War sie allein, konnte sie zwar durch den Keller ins Haus, aber davon machte sie wenig Gebraucht, sie wollte draußen bleiben.

Wie alle meine Hunde, lernte Lotte aufs Wort zu gehorchen und konnte sich so am Rhein mit seinen vielen Wegen und Wiesen, frei bewegen. Hier buddelte sie gerne nach Mäusen oder rannte einfach nur mit dem Wind um die Wette.

 

Als wir später umzogen, wurde Lotte ein aufmerksamer Begleiter meines Sohnes und passte auf ihn auf. Sie wurde von einem auf den anderen Tag ein echter Wohnungshund.

Nach langen Jahren eines gemeinsamen Miteinanders, vielen Tiefen und Höhen, verließ mich  Lotte. Der Tierarzt stellte bei ihr Lymphdrüsenkrebs im Endstadium fest. Vier Wochen nach diesem Befund schlief sie in meinem Armen für immer ein. Zurück blieben 11 Jahre voller Erinnerungen, ein Halsband und eine Leine.

Noch heute denke ich oft an Lotte zurück. Dieser große Kobold, der soviel Spaß am Leben hatte.

© Birgit Lindemann Februar 2005